Koi Herpes-Virus
Copyright © 2015 Frank Apfel
Dieser Bericht wurde von mir im Juli 2015 erstellt und in der Ausgabe 07/15 “Newsletter” veröffentlicht.
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Beschreibung
Koi Herpes-Virus
Im letzten Newsletter haben wir angekündigt, Ihnen einige Neuigkeiten über den Koi Herpes Virus (KHV) mitzuteilen.
Dazu wurden in einem Symposium des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V (ZZF) unter dem Motto „Gesund wie ein Fisch im Wasser – auch Zierfische können krank werden“ durch Prof. Dr. Dieter Steinhagen von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Institut für Parasitologie, Abteilung Fischkrankheiten) die neuesten Erkenntnisse vermittelt.
Hier ein Auszug daraus:
Seit Ende der 1990er Jahre sind Erkrankungen von Koi und Karpfen bekannt, die durch das Cyprinide Herpesvirus 3 (auch Koi Herpesvirus) verursacht werden. Die Erkrankung, bezeichnet als KHV-I, hat erhebliche Verluste in Populationen von Koi und Speisekarpfen verursacht und stellt auch gegenwärtig eine große Belastung für Aquakultur und Handel von Karpfen und Koi dar. Wie stellt sich unser Wissen über das Virus und die dadurch verursachte Erkrankung nach ca. 15 Jahre Forschung dar? Welche offenen Fragen sind zu klären?
Verlauf der Infektion, Latenz, Virusausscheidung:
In zahlreichen Studien wurde die Pathogenese des Virus untersucht, so dass der Infektionsverlauf, die Ausbreitung des Virus im Fisch und die Zielorgane recht gut bekannt sind. Das Virus scheint sich zunächst in der Haut zu vermehren, dann rasch im Fisch auszubreiten und vor allem Epithelzellen in der Haut und anderen Organen zu infizieren. Bereits kurze Zeit nach der Infektion sind erste Krankheitsanzeichen und Abwehrreaktionen zu beobachten. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Infektionsverlauf und Ausgang der Infektion von der Empfänglichkeit der Karpfen oder Koi für das Virus beeinflusst werden. Hoch empfängliche Individuen scheinen nach ca. 10-14 Tagen an einer Störung des Salzhaushaltes zu sterben, während es bei Individuen mit geringerer Empfänglichkeit zu einer Infektion des zentralen Nervensystems und zu neurologischen Schäden kommt, die zum Tod führen können.
Es ist weiterhin gesichert, dass persistente oder latente Infektionen auftreten, bei denen infizierte Individuen äußerlich gesund erscheinen, bei denen allerdings das Virus durch Stress oder saisonal reaktiviert werden kann.
In welchen Zellen/ Geweben das Virus bei diesen Individuen latent vorliegt, darüber sind in der Literatur unterschiedliche Informationen zu finden.
Diskutiert werden Haut, weiße Blutzellen (Leukozyten) oder auch Zellen des zentralen Nervensystems. Die Virusausscheidung erfolgt bereits kurz nach der Infektion über Hautkontakt, Schleim, Kot und Urin.
Epidemiologie:
Zur Epidemiologie des Virus in Karpfenbeständen gibt es Daten über Viruslasten einzelner Fische während eines akuten Verlustgeschehens sowie bei Karpfen mit latenter Infektion im Jahresverlauf. Diese Untersuchungen lassen vermuten, dass das Virus auch bei kalten Temperaturen durch Abfischen oder andere Stressoren reaktiviert werden kann und Fische hohe Viruslasten tragen können. Das Virus ist im Wasser von Fischhaltungen (Tanks&Becken) in hoher Konzentration und im Wasser von Karpfenteichen in geringer Menge vorhanden, kann aber auch hier bisher virusfreie Karpfen oder Koi infizieren. Außerdem gibt es Hinweise auf die Empfänglichkeit unterschiedlicher Fischarten (wie Goldfische, Schleien, Graskarpfen) für die Infektion. Bei einzelnen Individuen aus diesen Fischarten ließ sich in Infektionsversuchen oder nach gemeinsamer Haltung mit infizierten Karpfen/ Koi für das Virus spezifische DNA in geringer Menge nachweisen.
Bekämpfung/ Kontrolle der Ausbreitung:
Grundlage für die Bekämpfung der Virusinfektion sind Kenntnisse über die Immunantwort der Karpfen auf eine Infektion und zur Desinfektion von Teichen nach einem Verlustgeschehen. Erste Informationen zu angeborenen Immunreaktionen auf die Virusinfektion zeigen, dass diese Immunreaktionen vom Virus beeinflusst werden können, um ihrer Wirkung zu entgehen. Um herauszufinden, welche Mechanismen bei resistenten Fischen an der Eindämmung der Infektion beteiligt sind und das Überleben dieser Fische sichern sind weitere Forschungen notwendig.
Das Auslösen von Erreger-spezifischen Immunreaktionen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Impfung. Bisher liegen Ergebnisse von Versuchen mit verschiedenen Impfverfahren vor: Infektionen mit einem abgeschwächten Virus (KoVax), mit in Liposomen eingeschlossenen abgetöteten Viren oder mit DNA-Vakzinen, die Immunreaktionen bei Fischen gegen bestimmte Virusproteine auslösen sollen. Sehr vielversprechend sind auch Impfstoffe, bei denen gezielte Veränderungen im Erbgut des Virus die Virulenz des Virus in kontrollierter Weise herabsetzten. Bisher sind jedoch keine Impfstoffe in der EU oder in Deutschland zur Anwendung zugelassen.
Des Weiteren zeigte sich, dass Karpfen aus unterschiedlichen genetischen Herkünften eine unterschiedliche Empfänglichkeit für das Virus aufweisen. Dieses ermöglicht eine Züchtung von genetisch resistenten Karpfenlinien. Bisher ist jedoch nicht bekannt, auf welcher Grundlage die Krankheitsresistenz verschiedener Karpfenstämme beruht, so dass bisher keine gezielten Zuchtprogramme aufgelegt wurden.
Diagnostik:
Für die Diagnostik der Infektion stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die hinsichtlich Sensitivität und Spezifität diskutiert werden müssen. Insbesondere verschiedene molekularbiologische Verfahren (PCR) finden in der Routinediagnostik Anwendung, wobei die Entnahme der Proben und die Interpretation der (negativen) Ergebnisse aus diesen diagnostischen Verfahren sehr sorgfältig erfolgen müssen.
Weiterer Forschungsbedarf:
Weiterer Forschungsbedarf besteht aus unserer Sicht neben der Immunologie (Einfluss der Genetik auf Krankheitsresistenz, Immunmodulation durch das Virus) in der Entwicklung wirksamer Impfstoffe und bei Fragen der Epidemiologie des Virus (genetische Varianz des Virus, verschiedene Virusstämme?).
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